Die Grenzen des Textes
Gestern am Balkon mit creekpeople übereingekommen, es wäre nicht meine Schuld, dass ich nicht dazugekommen war, mein Resumeeposting fürs Sprachsalzblog zu schreiben, der Tag gestern sei einfach nicht dafür geschaffen gewesen, Sachen weiterzubringen. Warum aber fällt so etwas Einfaches wie ein kleines vorläuiges Abschlussposting zu schreiben so schwer, warum schiebt man das vor sich hin?
Vielleicht liegt es daran, was beim Sprachsalzblog aus meiner Sicht nicht so gut gelaufen ist, wie es hätte können. Ich hatte, wie auch schon bemerkt, von Anfang an Probleme, eine der Sache angemessene Sprache zu finden. Im Nachhinein kann man es ja auch sagen: Ich war auch ein wenig skeptisch, ob die Adaptierung der Form Weblog für eine Festivalbegleitung gelingen würde können.
Würde das, was mich persönlich an Weblogs so fasziniert, das Entstehen einer persönlichen Stimme, eines speziellen Sounds, funktionieren? Würde es mir gelingen, hier etwas zu sagen, über das Licht in der Haller Altstadt, am Morgen, nachdem ich durch die taunaßen Felder gefahren war, nach der Nacht, in der wir in enlosen Gesprächen über das gute Leben, den guten Text neben dem Tischfussballtisch zusammengestanden waren?
Und würde der andere große Vorteil von Blogs, das Social-Ding, dass man eben nicht nur mit den Menschen sprechen kann, die zufällig in der selben Straße wohnen oder die die selbe blöde Arbeit machen müssen, sondern auch aufgrund von sehr genauen und sehr speziellen gemeinsamen Interessen, wie eben zum Beispiel auch die Liebe zu Texten, zusammenzukommen zu können.
Das war es ja auch, was mich am Festival so begeistert hat, von dem ich mir die offiziellen Lesungen größtenteils erst zuhause angehört habe, weil ich währenddessen mit dem Aufnehmen und Blogbetreuen zu beschäftigt war: dass da ein paar Leute aufgrund sehr spezieller Interessen für drei Tage und Nächte zusammenkommen und sich austauschen können. Die Gespräche über so ungefähr alles, die dann auch immer (zu) lang gedauert haben mit so vielen Textmenschen, die alle irgendwie - so verschieden sie auch arbeiten - am Ende doch die selben Probleme und Fragen haben.
Das muss man sich vorstellen: das alles auch hier auf diesen hellblau-weiß hinterlegten Seiten. Natürlich kann ich die von Skepsis über Ignoranz bis Ablehnung reichenden Stimmen zu Blogs, zu diesem hier, auch irgendwie verstehen. Trotzdem und gerade deswegen hätte ich sie alle hier so gerne gelesen, nicht nur eine. Allen, die dabei waren und die am Sprachsalzblog mitgeschrieben haben, danke ich sowieso, sie sind es, die das Sprachsalzblog zu dem gemacht haben, was ist ist.
Mir hat das Sprachsalzbloggen vor allem viel Spaß gemacht, es ist wohl doch auch eine irgendwie interessant unrunde Sache daraus geworden. Für nächstes Jahr würde ich mir nur mehr wünschen, dass noch mehr Menschen die Grenzen dieses Textes erweitern. Alles andere steht irgendwo hier oder vielleicht auch ganz wo anders.
von assotsiationsklimbim am Mittwoch, 27. September 2006, 21:24 unter sprachsalz tagebuch