Wortgestein
Öde Schweizer Literatur?
In einer Frankfurter Zeitung schrieb eine Literaturkritikerin, dass die aktuelle Schweizer Literatur keinen Beitrag zur "Bewusstseinsbildung des Landes" leiste und dass sie international nicht mehr mithalten könne. Das
ist - verzeihen Sie den unliterarischen Ausdruck - quatsch. Namen wie Stadler, Schwitter, Florescu, Beeler, Urweider, Zschokke, Capus, Reich, Steiger, Monnerat, Simon, Bortlik, Mannhart, Sulzer, Aebli und viele mehr, die ich hier nicht auch noch aufzählen kann (man möge es mir verzeihen), bereichern das aktuelle literarische Schaffen in der Schweiz dergestalt, dass einem die Lese- und Diskussionslust nie und nimmer
vergehen könnte.
Herauspicken möchte die aus Frauenfeld stammende Tania Kummer. Ihr erster Erzählband führt den Lesenden in filigrane Welten feinster und sensibler Wahrnehmungen unserers Daseins und unserer Umwelt. Ihre Wortkompositionen lassen eine faszinierende Lesequalität zu; als würde man über einen Textteppich dahingleiten um sich unversehens in Lebensperspektiven wieder zu finden, die zu befremden scheinen aber dann doch ein Wiedererkennen des eigenen Innenlebens bewirken. Die Protagonisten experimentieren mit dem Fortgehen, dem Wiederkommen und dem Bleiben, verschwinden kurzerhand in ein anderes Leben oder platzen einfach vor Glück. So heißt auch das Buch: "Platzen vor Glück" (Zytglogge Verlag).
Schauen Sie sich in gut sortierten Buchhandlungen um, und Sie werden feststellen wie reichhaltig und aktiv das eidgenössische Schaffen von schreibenden Zeitgenossen ist. Ansonsten melden Sie sich bei mir... Und ein Nachwort an die erwähnte Kritikerin: Lesen Sie die Bücher genauer oder
lassen Sie sich von einem guten Buchhändler beraten.
Sprachsalz lädt unter anderen die Autoren Roger Monnerat aus Basel und Martin Stadler aus Schattdorf (Kanton Uri, Ur-Schweiz!) ein. Diese beiden liefern massives Gestein literarischer Art, das für den Lesenden mit Lust bestiegen werden kann. Während durch Klimaerwärmung (als solches ein schönes Wort) die Berge bröckeln, garantieren die beiden ein wortgewaltiges Aufschichten - Wort für Wort, Zeile für Zeile. (1)
Wir sehen uns, in Hall bei Innsbruck.
Urs Heinz Aerni
1: Das Gesagte trifft übrigens auch über das alpine Nachbarland zu, das zusammen mit der Schweiz für die Euro 2008 Austragungsort ist. Deshalb: "Alpenliteraten Europas, vereinigt Euch!"
In einer Frankfurter Zeitung schrieb eine Literaturkritikerin, dass die aktuelle Schweizer Literatur keinen Beitrag zur "Bewusstseinsbildung des Landes" leiste und dass sie international nicht mehr mithalten könne. Das
ist - verzeihen Sie den unliterarischen Ausdruck - quatsch. Namen wie Stadler, Schwitter, Florescu, Beeler, Urweider, Zschokke, Capus, Reich, Steiger, Monnerat, Simon, Bortlik, Mannhart, Sulzer, Aebli und viele mehr, die ich hier nicht auch noch aufzählen kann (man möge es mir verzeihen), bereichern das aktuelle literarische Schaffen in der Schweiz dergestalt, dass einem die Lese- und Diskussionslust nie und nimmer
vergehen könnte.
Herauspicken möchte die aus Frauenfeld stammende Tania Kummer. Ihr erster Erzählband führt den Lesenden in filigrane Welten feinster und sensibler Wahrnehmungen unserers Daseins und unserer Umwelt. Ihre Wortkompositionen lassen eine faszinierende Lesequalität zu; als würde man über einen Textteppich dahingleiten um sich unversehens in Lebensperspektiven wieder zu finden, die zu befremden scheinen aber dann doch ein Wiedererkennen des eigenen Innenlebens bewirken. Die Protagonisten experimentieren mit dem Fortgehen, dem Wiederkommen und dem Bleiben, verschwinden kurzerhand in ein anderes Leben oder platzen einfach vor Glück. So heißt auch das Buch: "Platzen vor Glück" (Zytglogge Verlag).
Schauen Sie sich in gut sortierten Buchhandlungen um, und Sie werden feststellen wie reichhaltig und aktiv das eidgenössische Schaffen von schreibenden Zeitgenossen ist. Ansonsten melden Sie sich bei mir... Und ein Nachwort an die erwähnte Kritikerin: Lesen Sie die Bücher genauer oder
lassen Sie sich von einem guten Buchhändler beraten.
Sprachsalz lädt unter anderen die Autoren Roger Monnerat aus Basel und Martin Stadler aus Schattdorf (Kanton Uri, Ur-Schweiz!) ein. Diese beiden liefern massives Gestein literarischer Art, das für den Lesenden mit Lust bestiegen werden kann. Während durch Klimaerwärmung (als solches ein schönes Wort) die Berge bröckeln, garantieren die beiden ein wortgewaltiges Aufschichten - Wort für Wort, Zeile für Zeile. (1)
Wir sehen uns, in Hall bei Innsbruck.
Urs Heinz Aerni
1: Das Gesagte trifft übrigens auch über das alpine Nachbarland zu, das zusammen mit der Schweiz für die Euro 2008 Austragungsort ist. Deshalb: "Alpenliteraten Europas, vereinigt Euch!"
von UrsHeinz am Sonntag, 6. August 2006, 14:23 unter gastbeitraege und specials