Geistesvernichtungsanstalten

Solidaritätsbekundung mit SchülerInnen

„die schule belebt wie ein schaumbad im rückwärtsgang.“
Chris Bezzel

Die besten Wünsche...

...Euch MacherInnen, MitarbeiterInnen und AutorInnen von Sprachsalz 2006! Alles alles Gute! Leider kann ich ja heuer nicht dabei sein (Rom-Stipendium, Berlin- und Wien-Auftritte in dieser Zeit), aber bin dann hoffentlich wieder nächstes Jahr dabei! Anbei hier ein Gedicht, das im letzten Jahr bei Sprachsalz entstanden ist, veröffentlicht im neuen Gedichtband „digitally remastered. 227 Gedichte aus den Jahren 1992-2006“ (pyjamaguerilleros, Innsbruck 2006) und das meine Verbundenheit mit den Inhalten und Menschen von Sprachsalz ausdrückt.

Alles Liebe also Euch! Euer Thomas Schafferer!

freddy quinn

luxus ist dezent und mir warm
in jenen tagen im september
fernseher eines hotels, in dem
wir erwachen, freddy quinn in
der südsee, putzfrauen pochen
ein „no“ ist codewort um zu
ruhen, am nachttisch, dein foto
auf einem manuskript, mit worten
über dich, über uns und die jahre
die wir uns erliebten von damals
bis in ein heute, fortentführt aus
einem tagebuch in neuen worten
die verpackt und verschickt, mit
bittworten in den norden getragen
ein nächstes buch mir werden sollen
nach tagen im hotelzimmer, nach
gesprächen an der bar, dem
frühstücken am altstadtplatz, nach
jenen tagen im september, in jener
gesellschaft, die mir tatsächlich
eine heimat geworden ist

zurück und zwischen den schuhen

endlich so halbwegs zurück aus dem urlaub, endlich so halbwegs ein gefühltes zehntel der angestauten arbeit abgearbeitet und wie immer alles ganz anders, als man zuvor gedacht hat. fühlt sich auch alles ganz komisch an, nach zwei wochen praktisch ohne netz. ich bin ja wirklich schon gespannt, wie das wird, das sprachsalzblog, das sprachsalz.

Wenig romantisch...

...aber notwendig: So sieht ein Festival vor dem Festival aus: Papier, Papier, Papier, Papier....
ich bin bereit!

warnung und noch was

warnung vor einem sprachsalz-mitarbeiter oder:
ich vergesse nie diesen ekelhaften honiggeschmack der milch die man mir zu trinken gab

ich habe siebzehn krankheiten
lauter unheilbare
dem bericht zufolge durchaus klassiker ich
schlafe nur vage und tue täglich dienst
im behandlungsraum am hydroapparat
an der mechano-therapeutischen kugel
an der eprouvette am pergolator am winkelrohr
unbarmherzig mustergültig bis zur
anästhesierenden massage in erprobtem rhythmus
ein ärzteteam
mir persönlich unterstellt
filtert den urin in einem glasgefäss in dem
ein goldfisch schwimmt und
berichtet inhaltlich wenig stärkend über meine siebzehn
steine
ich kenne keine gesundheit und grolle
niemandem weder denen die eine haben noch denen
die eine wiedererlangen ich bin
der letzte nachkomme des letzten königs von zypern die ersten
hundert tage lag ich im überheizten brutkasten
schon damals von einer erträglichen unheilbarkeit umgeben
ich habe siebzehn krankheiten
lauter unheilbare
dem bericht zufolge durchaus klassiker ich
schlafe nur vage und tue täglich dienst
im behandlungsraum am hydroapparat
an der mechano-therapeutischen kugel
an der eprouvette am pergolator am winkelrohr
unbarmherzig mustergültig bis zur
anästhesierenden massage in erprobtem rhythmus


und noch was:
inspiration

die dem dichter nötige
luzidität
wird nicht
gefördert durch
die täglichen mahnrufe zu
praktischer tätigkeit

Ein literarisches Rätsel von Markus Köhle

Sprachsalz
Sprachs als das Festival geboren wurde

Was heißt hier "bafeln"?
Sprachs als Onkel Pepins Redefluss losbrach

Bücher werden aus Büchern gemacht
Sprachs als das Manifest fertig gestellt war

Von 10 Dingen, die uns ärgern, würden es 9 nicht vermögen, wenn wir sie recht gründlich aus ihren Ursachen verständen und daher die Notwendigkeit oder ihre wahre Beschaffenheit einsähen
Sprachs als organisationstechnisch mal was schief lief

Nichts bleibt, wenn man von der Wirklichkeit die Perspektive abzieht
Sprachs als Gott erledigt war

Wenn keiner mich fragt, was Zeit ist, dann weiß ich es, wenn mich einer fragt und ich es erklären soll, dann weiß ich es nicht mehr.
Sprachs als die Zeit angebrochen war

Cedere maiori virtutis fama secunda est
Sprachs als man sich als Mitarbeiter anheuern ließ

Gedicht von Hans Aschenwald

Marmeladingerin

Sagte die Ginzlingerin zur Groß-Gerauerin
Am 20.September 1944 als diese ihr
Das Rauchen im Postbus von Ginzling nach Mayrhofen
Verbieten wollte und ihr eine Freundin
Daraufhin geraten hat den Mund zu halten
Denn sonst käme sie ins KZ
Gab Maria zur Antwort das sei ihr gleich

Mitarbeiter

Vorgestern Abend MitarbeiterInnentreffen im wunderbar lauschigen Bierstindl-Garten (das Wetter spielte für einmal mit). Auch ein Termin, auf den ich mich immer freue. Denn unserer Mitarbeiter und MitarbeiterInnen sind eben keine gewöhnlichen Mitarbeiter, sondern eben wirklich etwas Besonderes: Ich denke, wir haben nicht umsonst von Anfang an den Slogan "von AutorInnen für AutorInnen" gehabt, denn zwei Drittel unseres Organisations- und MitarbeiterInnenteam sind selberAutorInnen, wie Barbara Hundegger, Irene Prugger, Erika Wimmer, Christoph Simon undundund ..und diejenigen, die nicht schreiben, sind sonst Büchernarren und arbeiten gerne mit. Und das, obwohl wir die ersten Jahre kein Geld hatten sie zu bezahlen. Danebst macht es mit allen bis jetzt immer einen grossen Spass, zu arbeiten -auch wenn es nicht immer Zuckerschlecken ist - und das ist für mich sehr wichtig.

Und was bespricht man an einem MitarbeiterInnentreffen? -Den Detaileinsatzplan, eine Tabelle mit unendlich vielen Feldchen, in denen drinsteht, wer wann auf welchen Saal aufpasst, im Festivalbüro sitzt, wer wen mit den schönen Mercedes-Limousinen, die wir gesponsert kriegen, abholt und vieles mehr.

dieser detailplan entsteht anfangs August und wird dann ständig ergänzt, geändert, verfeinert. er ist quasi die Garantie, dass so einiges nicht schiefgehen kann. Was mich dran erinnert, dass ich die Daten wieder mal sichern sollt, damit acu wirklich nichts passieren kann, und das werde ich jetzt gleich mal machen. und mich sowieso wieder hinters organisieren klemmen....

- und tschüsssssss -

die letzten Reisen...

....werden organisiert; der Büchertisch; die diversen Formulare für Honorare udn Rechnungen; Willkommensbriefe; Details für Hotelzimmer (einzel/ doppel/ bis wann?)und Lesesäle (wieviel Mikros?): Auch der Überraschungsgast für Sonntag hat zugesagt (und wird natürlich nicht verraten); die Programmhefte verteilt (und es wird schon nachgefragt).. und und und, ist aber wohl langweilig zum Nachlesen, weil eine blosse Aufzählung.

Aber was viel wichtiger ist: Im Moment ist es recht ruhig, noch gar keine Hektik. Und viel Zeit, sich auf die tage vom 15.-17. zu freuen. Früher dacht ich immer, da mit "die Vorfreude ist die schönste Freude" sei ein bisschen ein hohler Spruch, aber vielleicht funktioniert das bei mir erst nach 40 so richtg: in dem Sinne dass ich mich auch wirklich freuen kann, still dasitzen, nachdenken und geniessen - einfach - bald ist es soweit, und noch keine Sorgenkinder (Absagen, Schwierigkeiten etc.) in Sicht. Ganz besonders freue ich mich übrigens auch auf die Tage VOR Sprachsalz: ab Dienstag, dem 12. circa bin ich nämlich schon am "übersiedeln" ins Parkhotel, beginne dort das Festival-Büro einzurichten: Drucker, Computer, Hängeregistratur, etc: nicht vergessen Tesaband, Büroklammern, Notfalltropfen, was der Mensch so braucht...Das macht mir immer grossen Spass; es ist noch ruhig, habe auch Zeit mit der tollen Parkhotel-Crew noch ein wenig zu plauschen nebst der Arbeit. Und kann vor allem alles so vorzubereiten, dass kein Chaos zu gross ist, um nicht wieder in ordentliche Bahnen gebracht werden zu können während des Festivals.

SCHÖNE AUSSICHTEN!

Heute in DIE DSCHUNGEL. Blut. David Cronenberg. A History of Violence. Dünn ist das Eis der Kultur.

Immer geht Cronenberg an Existenzgründe, wirkende Gründe. Saftige Gründe. Aber solche, die mit unserer Bewußtseinsdecke nicht übereins gehen wollen. Sie liegt als Schutz vor Wahrheit über uns und deckt uns ab. Es könnte eine Wahrheit Al Qaidas sein, daß uns das Terrornetz wieder mit Existenz zusammenbringt und damit mit uns selber. Es ist uns gefährlich a u c h, weil es uns die Decke vom Leib zieht.
Einige Zeit kommt >>>> Cronenbergs Film fast wie von Tarantino daher, dann aber kippt er, und zwar an einer entscheidenden Stelle – an einer, die aufgrund eines ganz anderen Vorgangs mit unserer Existenz auf das engste verknüpft ist, nämlich mit Sexualität. Bei Cronenberg ist die Szene erotisch, da sie distanziert - beobachtend - gefilmt ist und beobachtend betrachtet wird. Es ist die tiefste Szene des Films. Viggo Mortensens Vergangenheit als Killer ist herausgekommen, ‚dank’ seiner schnellen Mordinstinkte hat er soeben seine Familie vor dem blutigen Untergang blutig gerettet. Maria Bello, seine Frau, die Zeugin der Schlacht war (in die sich obendrein der halbwüchsige Sohn gemischt hat, befähigt, als trüge er das Mördererbe seines Vaters - vielleicht die düsterste Botschaft Cronenbergs) und der nun die gesamte softWelt ihrer sanften Beziehungsvorstellung und Sexualität zusammenbricht, ist nicht nur schockiert, sondern geekelt – geekelt wie viele ‚zivilisierte’ Menschen, wenn sie Urkräften begegnen, zerstörenden wie schöpfenden. Sie k a n n mit diesem Mann nicht mehr leben, sie ist entsetzt, wie von Sinnen. Es kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden. Sie schlägt ihn. Da schlägt er zurück. Sie schreit ihn an, er will sie umarmen, hilflos ganz genau so wie sie. Sie will aber nur weg, weg von diesem Ungeheuer. Rennt die Treppe hoch. Er hinterher. Kriegt sie am Bein zu fassen. Sie fällt auf die Stufen, er kracht die Stufen runter. Sie rappelt sich auf, will weiter hoch, weg, nur weg. Er ist aber schneller, schneller in allem, was mit Kampf zu tun hat. Erwischt sie wieder am Bein, zieht sie wieder runter, sie kracht erneut hin. Schlägt auf ihn ein. Und plötzlich, ganz plötzlich, packt sie seinen Kopf und nimmt sich, überwältigt von ihrer Gier, seine Lippen. So schlafen die beiden miteinander. Und genau dieses verharmlosende Idiom ist falsch. Sie ficken, ficken wie vielleicht noch nie zuvor. Es tut weh, Maria Bello liegt fast allezeit mit dem Rücken auf den Stufen (in einer späteren Einstellung ist dieser Rücken zu sehen, verwundet: wenn die Frau auf dem Bett sitzt, vorgebeugt, verzweifelt, erschüttert und doch ganz still). Viggo Mortensens stößt und stößt. Bis beide zum Höhepunkt kommen.
Und abermals eine Wahrheit des Films: Das ist keine Versöhnungsszene. Sondern fast im Gegenteil. Nach ihrem Orgasmus macht sich Maria Bello von ihrem Mann los, mit Abscheu vor ihm und vor sich. Mit Abscheu vor dem, was die Kultur hauchdünn verdeckt hat. Mehr ist über diesen Film nicht zu sagen, auch wenn die erzählte Szene eine Zentralszene ist und es noch lange weitergeht mit der Geschichte und, sehr typisch für Cronenbergs menschliche Skepsis, eine mögliche Versöhnung offen bleibt – und zwar, obwohl und weil die letzten Einstellungen nahelegen, daß sie stattfinde.
Wie Al Qaida konfrontiert dieser Film, aber eben auf künstlerische Weise, uns mit uns selbst. So daß es nicht anders geht, als sich zu fragen: Was ist es denn, das uns immer wieder in Kriminalfilme, Actionfilme, Horrorfilme treibt? Was fasziniert uns daran? – Das in uns selbst. Wir könnten es übrigens leicht wissen, als Frau sowieso, monatlich und mit allen Gerüchen. Aber unterdessen auch als Mann. Waren wir nur einmal bei einer Geburt zugegen.

[Im >>>> Wolpertinger gibt es übrigens eine ähnliche Stelle. Ich zitiere sie Ihnen >>>> h i e r.
Bei >>>> Allan Pettersson, Sinfonie Nr. 15.]

Musik am 15.

Jens Tönnemann von der Wäscherei P schickt uns noch erfreuliche News für den Freitag Abend von sprachsalz, nach der Lesung von Kathrin Röggla und Leopold von Verschuer.


Hallo Magdalena...

Anbei die Kurzinfo zur "Bugatti-Band", die den Abend in ein Literatur-Fest verwandeln werden... Liebe Grüße und auf bald von Jens


"Bugatti Band"

Roma-Musik, live, pulsierend und betanzbar...

Aus verschiedenen Regionen des Balkans kommend & mit den "zwei wichtigsten Instrumenten" der Roma-Musik ausgestattet, der Violine und der Stimme mit dem typischen Tremolo, zelebriert die Bugatti-Band einen frischen, urbanen Mix (ex-)jugoslawischer, bulgarischer und rumänischer Roma-Musik - mal wild, mal melancholisch und immer mit viel unverfälschter Freude am Spiel.

Sprachsalzblog Strohwitwe

Bin für die nächsten zwei Wochen hier, aber Internet ist zum Glück überall und so werde ich also auch zumindest zeitweise das Sprachsalzblog verfolgen/betreuen, trotzdem musste das bemerkt werden, und sei's nur, um Neid zu erzeugen, sonst müßte man ja auch gar nicht auf Urlaub fahren.

Doux glissements d'après-midi

L'eau est verte comme un appel
et comme lui vite elle fuit.

Mais pas tout à fait. Semble-t-il.
Le temps marque un arrêt.

Derrière la pierre
en plein soleil
dessus l'abîme

on perçoit de perplexes murmures sur mon être

[Raymond Prunier auf einen Gedichtentwurf.]
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sprachsalz11

weblog zu den 9. internationalen literaturtagen sprachsalz 9.–11. september 2011, hall in tirol

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